von Dipl-Geogr. Alexandra Bernhardt
Seit jeher verzaubern die grünen, roten, orangen Polarlichter den nachtschwarzen Himmel – besonders in den hohen Breiten. Die Menschen schrieben dem Leuchten allerlei mystische und wunderbare Fähigkeiten zu. Die Formen wurden oft als Offenbarung oder Prophezeihung verstanden, aber gerade im Mittelalter wurden auch SeucheKrankheiten und Katastrophen damit assoziiert.
Das finnische Wort für Polarlicher „revontulet“ wird in verschiedenen Sagen mit dem Polarfuchs in Verbindung gebracht. In einer heißt es, ein weit oben im Norden lebender Polarfuchs berühre beim Herumlaufen die Berge mit seinem Pelz.
Dabei entstünden Funken, die sich am Himmel in Nordlichter verwandeln. In einer weiteren Überlieferung erfährt man, dass der Schnee vom Fuchsschwanz so hoch aufgewirbelt wird, dass er am Himmel zum Nordlicht wird.
Guovssahasah nennen die Samen das Polarlicht, was so viel bedeutet wie „die Sonne glüht morgens oder abends am Himmel“. Bei den kanadischen Eskimos entstehen die Lichter durch von mystischem Licht umhüllte Geister, die wegen der fehlenden Sonne zu tanzen und toben beginnen. Für die grönländischen Eskimos spiegeln sich darin die Seelen getöteter, neugeborener oder tot geborener Babys. Viele Eskimos glaubten an die Kommunikation mit ihren Toten durch Pfeifen. Sie versuchten daher, das Polarlicht durch Pfeiftöne zu sich heran zu holen, um ihm Nachrichten an die Toten zu übergeben.
Im Verlauf des 18. Jahrhunderts beschäftigte sich dann auch die Wissenschaft mit dem Leuchten am Himmel. Zunächst ging man davon aus, es handele sich um Reflexionen des Sonnenlichts an Eiskristallen in Wolken. Erst 1867 zeigte der Physiker Anders Jonas Angström mit Hilfe eines Prismas, dass die Theorie von der Reflexion nicht korrekt sein konnte, da das Polarlicht nicht in die gleichen Spektrallinienfarben wie Sonnenlicht zerlegt wird. Später beschäftigten sich unter anderem Elias Loomis, Kristian Birkland und Ludwig Biermann mit der leuchtenden Erscheinung.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts vermutete man erstmals einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Polarlichtern und der Sonnenfleckenaktivität. Heute weiß man, dass Elektronen und Protonen mit dem Solaren Wind von der Sonne in Richtung Erde transportiert werden. Zum Großteil werden die Teilchen durch das Erdmagnetfeld abgelenkt, an den Polen ist dieses jedoch etwas schwächer, sodass ein Teil der Partikel in die Erdatmosphäre eindringen kann. Bei den folgenden Kollisionen mit Gasmolekülen werden diese angeregt. Bei dem zurückfallen in den niedrigeren Zustand wird Licht emittiert, welches in den hohen Breiten als Nordlicht wahrgenommen werden kann. In den nördlichen Breiten wird es wissenschaftlich als Aurora borealis bezeichnet, im Süden dagegen als Aurora australis.
Die Farbgebung ist dabei abhängig von dem betroffenen Gasmolekül und der Höhe. Sauerstoff in etwa 200km Höhe erzeugt ein rotes, in 100km Höhe dagegen ein grünes Licht. Blaue Farben werden durch Anregung von Stickstoff hervorgerufen, alle anderen auftretenden Farben entstehen durch Überlagerungen.
Auch die Tourismusbranche hat längst den Reiz der tanzenden Lichter erkannt. Gezielt bieten verschiedene Veranstalter Reisen in den Norden an, doch eine Garantie für das Auftreten des Phänomens kann bis heute niemand bieten. Die Vorhersage ist weiterhin sehr ungenau und zudem ist man natürlich von der unbehinderten Sicht durch Wolken abhängig. Ein Tipp für diejenigen, die im Winter vorhaben, sich nördlich des 60. Breitengrads zu bewegen:
Die Vorhersage des Geophysikalischen Instituts der Universität Fairbanks Alaska bietet eine relativ einfach zu interpretierende Vorhersage für mögliche Polarlichtsichtungen.