von Gundi Bernhardt
Jeder kennt sie, jeder liebt sie: die Mumins aus dem Mumintal. Diese, von Tove Jansson erschaffenen Wesen, haben nicht nur die Herzen der Finnen erobert, sondern sind mittlerweile in Ländern auf der ganzen Welt zu finden. Die Geschichten über die knuffigen Kobolde werden immer beliebter, sind eigentlich schon Kult. Die Bücher über die vielen Mumin-Abenteuer wurden in über 30 Sprachen übersetzt. Es gibt kaum einen finnischen Haushalt, in dem es nicht wenigstens Kaffeetassen mit dem Konterfei der Muminfiguren gibt. Die lustigen Kobolde gibt es als Kuscheltier, Anhänger, auf Stoffen oder als Kochtopf. Jedes Jahr erscheint mindestens ein neues Motiv für die Tassen, die von Arabia hergestellt werden.
Wer sind die Mumins?
Mumins sind knuffige, weiße Trolle, die ein wenig den Nilpferden ähneln. Sie sind pelzige, ca. einen halben Meter große Fabelwesen, die auch gut schwimmen und tauchen können. Sie sehen einfach goldig aus und lassen nicht nur Kinderherzen höher schlagen!
Die Mumins leben natürlich im Mumintal irgendwo im Nirgendwo von Finnland. Wie es sich für eine richtige Muminfamilie gehört, besteht diese aus Muminvater, Muminmutter sowie Mumintroll, dem Kind. In der Nachbarschaft wohnen Snorkmädchen, Snuffkin, Sniff, Hemul, Stinky und auch die Kleine My mit ihrer Halbschwester Mymble. Im Winter, wenn die Mumins ihren Winterschlaf halten, darf die Kleine My bei den Mumins bleiben. Die Geschichten von Tove Jansson erzählen von lustigen und spannenden Abenteuern, die nach wie vor die Kinder in Finnland und vielen anderen Ländern faszinieren.
Wer wissen möchte, welcher Mumin er selber wäre, kann hier einen Test machen: Welcher Mumin bin ich?
Die Erfinderin Tove Jansson
Erschaffen wurden die Geschichten rund um die kleinen Kobolde von der Finnin Tove Jansson. Sie war eigentlich Malerin, daher sind auch alle Kinderbücher von ihr selbst illustriert.
Ihre Kindheit
Tove Jansson wurde am 9. August 1914 in Helsinki geboren. Sie wuchs mit 2 jüngeren Brüdern in einer finnlandschwedischen Künstlerfamilie auf. Vater Viktor war Bidlhauer, Mutter Signe Grafikerin. Ein Großteil der Verwandtschaft wohnte auf schwedischen Inseln. Die vielen Urlaube dort sollen Tove für ihre spätere Fabelwelt im Mumintal inspiriert haben. Bei ihrer Mutter lernte Tove bereits als Kind zu zeichnen. Mit 15 Jahren erschien in einer Kinderzeitschrift ihr erster Comic.
Ihre Ausbildung
Da sie keine gute Schülerin war und ihr die Schule keinen Spaß machte, zog sie mit 16 Jahren nach Stockholm zu einem Onkel. An der dortigen Technischen Schule entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Zeichnen und die Malerei. Nach 3 Jahren, 1933, zog sie zurück nach Helsinki und besuchte die Zeichenschule des Kunstvereins. Sie interessierte sich für die Maler des Impressionismus und begann zu reisen. Deutschland, Frankreich und später auch Italien waren ihre Ziele. Immer wieder verdiente sie sich Geld mit Karikaturen für Buchumschläge oder Postkarten.
Ihre oftmals politischen Interpretationen waren umstritten. Nur in der schwedischsprachigen Zeitschrift “Garm” konnte sie sich recht frei ausdrücken. Für diese Zeitschrift arbeitete Tove Jansson auch nach dem Krieg. Häufig zierten Illustrationen aus ihrer Hand die Titelseite und ihre Zeichnungen handelten nun vom normalen Alltag in Finnland. Außerdem malte sie Portraits und auch großformatige Wandgemälde. Sogar ein Altarbild in dem westfinnischen Ort Teuva wurde von ihr gemalt. Tove Jansson illustrierte auch sehr bekannte Bücher, wie Der Hobbit von Tolkien oder Alice im Wunderland. Später, als die Mumins immer bekannter wurden, malte sie bis 1984 viele Muminbilder für Kindergärten und Kindertagesstätten.
Ihre Bücher
Während des Winterkrieges begann Tove Jansson ein Kinderbuch zu schreiben. Ihr damaliger Lebensgefährte Atos Wirtanen hatte sie dazu überredet. Das Buch trug den Titel Mumins lange Reise, war aber wenig erfolgreich. Weitere Bücher folgten und mit Die Mumins, eine drollige Gesellschaft kam dann endlich der Erfolg. Während dieser Zeit zeichnete Jansson zunächst Mumin-Comics für eine schwedischsprachige Wochenzeitschrift, kurze Zeit später dann für eine britische Zeitung. Nach 5 Jahren war ihr die Arbeit zu viel, jede Woche einen Comic zu liefern. Sie kündigte ihren Job und ihr jüngerer Bruder übernahm ihre Arbeit. Der Mumin-Comic wurde in vielen Zeitschriften in über 40 Ländern veröffentlicht und ist damit bis heute der erfolgreichste Comic Finnlands.
Tove Jansson schrieb dann einige Bücher, in denen die Mumins nicht vorkamen. Aber die kleinen dicken Nilpferde ließen sie nicht los. Es folgten weitere Mumin-Abenteuer aus ihrer Feder. Im letzten Buch Herbst im Mumintal verschwinden die Mumins aus ihrem Tal und damit endet die Geschichte.
Für ihre Bücher erhielt Tove Jansson viele Preise aus aller Welt. Dazu gehörten die Nils-Holgersson-Plakette, der Hans Christian Andersen-Preis und den Svenska Akademiens Finlandspris.
Privatleben
Auch privat hatte Tove Jansson ein aufregendes Leben. Lebensgefährte Nummer 1 war Samuel Besprosvanni, mit dem Schriftsteller Atos Wirtanen war sie von 1944 bis 1951 zusammen. Er war auch derjenige, der Tove Jansson zu den Muminbüchern und -Comics überredete und somit auch einen gewissen Anteil am großen Erfolg der Mumingeschichten hat. 1946 lernte Jansson die Theaterregisseurin Vivica Bandler kennen und lieben. Auch Bandler war liiert, die Beziehung musste geheim bleiben, denn zur damaligen Zeit war solch eine Liaison undenkbar. Aber Tove Jansson war gewitzt: in einem Fresco, das sie für das Stadthaus von Helsinki malte, kann man klar und deutlich die Gesichtszüge ihrer Freundin erkennen! 1964 zog Tove Jansson mit ihrer letzten Lebensgefährin Tuulikki Pietilä auf eine kleine Insel in der Nähe von Porvoo. Am 27. Juni 2001 starb sie im Alter von 86 Jahren in Helsinki. Ihr Grab befindet sich auf dem Friedhof Hietaniemi in Helsinki.
Alles Mumin – oder was?
Die Mumin-Bücher
Mumins lange Reise (1946)
Komet im Mumintal (1946)
Die Mumins, eine drollige Gesellschaft (1948)
Muminvaters wildbewegte Jugend (1950)
Mumin, wie wird’s weiter gehen? (1952)
Sturm im Mumintal (1954)
Winter im Mumintal (1954)
Wer tröstet Toffel? (1960′)
Geschichten aus dem Mumintal (1963)
Mumins wundersame Inselabenteuer (1965)
Herbst im Mumintal (1970)
Die gefährliche Reise (1977)
Filme
Auch verfilmt wurden die Muminabenteuer. Die Kinder saßen gebannt vor dem Bildschirm und waren fasziniert von den lustigen Figuren. Im ZDF lief zu Beginn der 90er Jahre eine Fernsehreihe der Mumins. Hier können Sie die erste Folge ansehen:
Wer nun Lust auf die Muminfilme bekommen hat: die gesamten Folgen sind auch auf DVD erhältlich (leider nicht ganz billig).
Einen Überblick über alle Folgen, die es von den Mumins gibt, kann man unter Fernsehserien nachsehen.
Mumin-Tassen – die muss man einfach haben!
Die finnische Design-Firma Arabia mit Sitz in Helsinki begann schon Ende der 1950er Jahre damit, Mumingeschirr herzustellen. Auch einige kleine Porzellan-Muminfiguren wurden damals angeboten. Die Kollektion wurde mit wachsender Beliebtheit der Mumins ständig erweitert. Seit den 1990er Jahren werden neben Kindergeschirr auch Dosen, Teller, Uhren und sogar Christbaumschmuck hergestellt. Die Motive der Mumin-Kollektion wurden von der Künstlerin Tove Slotte designed. Grundlagen für ihre Entwürfe waren die Originalfiguren von Tove Jansson. Nur diese Originale werden von Arabia für die Produktion der Produkte verwendet.
Sehr beliebt sind mittlerweile die Tassen. Jedes Jahr erscheinen ein oder zwei neue Motive, außerdem noch eine Sommer und eine Weihnachtstasse. Diese sind begehrte Sammlerstücke, da sie nur wenige Monate verkauft werden. Wahrscheinlich gibt es keinen finnischen Haushalt, in dem nicht wenigstens einige Mumin-Tassen im Schrank stehen.
Die Arabia-Fabrik liegt im Stadtteil Arabianranta in der Hämentie 135. Man kann bequem mit der Straßenbahn (Linie 8) dort hin fahren. Der Stadtteil heißt aber nicht nach der bekannten Firma, sondern der Firmenname wurde nach dem Grundstück benannt, auf dem sie gebaut wurde. Neben den Produktionsstätten gibt es eine große Verkaufsfläche für Arabiaprodukte. Auch Iittala, Finlayson und Pentik haben dort Verkaufsräume. Seit 2007 gehört Arabia zu Iittala, dieses wiederum ist ein Teil des Fiskarskonzerns.
Muuminmaa- der Freizeitpark in Naantali
1993 eröffnete in Naantali der erste Mumin-Freizeitpark. Jeden Sommer haben kleine und große Besucher die Möglichkeit, die Mumins zu besuchen. Die gesamte Familie und auch ihre Freunde sind im Park zu finden. Natürlich steht dort das markante runde blaue Haus mit dem roten Dach. Auch das Mumintrollhaus, ein spezielles Postamt oder einen Märchenwanderweg kann man in dem Park finden. Lebendige Mumins erzählen den Kindern Geschichten und zeigen ihnen “ihre Welt”. Im Park gibt es vieles zu entdecken, so dass man dort den ganzen Tag verbringen kann. Im Emma-Theater finden täglich Aufführungen statt. Entdecken kann man das Boot von Muuminpapa, Snuffkins Camp oder auch die Polizeistation. Selbst eine Höhle mit den Hattefatteners fehlt nicht.
Wer genug gesehen hat, kann über den Barfußpfad laufen, unter Bäumen den Mumingeschichten lauschen oder sich am Sandstrand erholen. Falls der kleine Hunger kommt, kann zwischen vielen verschiedenen Angeboten von Buffet bis Pizza ausgewählt werden. Auf der Karte erhält man einen Überblick über alles, was es im Mumindorf zu sehen gibt. Der Park öffnet immer in den Sommermonaten; 2019 täglich vom 8. Juni bis 25. August. Jeweils im Februar eines Jahres wird eine Woche lang ebenfalls für verschiedene Winteraktivitäten geöffnet.
Ab 2019 hat man auch in Japan die Gelegenheit, die Mumins kennenlernen. Dann nämlich soll an einem See in der Stadt Hannö ein neuer Themenpark eröffnet werden, in dem sich alles um die Mumins aus Finnland dreht. Der neue Park besteht aus einem öffentlichen Teil, dem Metsä Village und dem Vergnügungspark Moomin Valley.
Das Mumin Museum in Tampere
Natürlich gibt es über die Mumins und Tove Jannson auch ein eigenes Mumin-Museum. Dieses hat seinen Sitz in Tampere in der Tampere-Halle. Alleine oder während einer Führung kann man alles über die Mumins erfahren. Noch zu Lebzeiten spendete Tove Jansson dem Museum mehr als 2000 ihrer Werke. Hier befinden sich viele ihrer originalen Zeichnungen und Bilder. Dauerausstellungen zeugen von ihrer großen Schaffenskraft. Natürlich fehlt in der Ausstellung auch nicht das Muminhaus. Dieses wurde von Tove Jansson und einigen Mitstreitern selbst nachgebaut. Es ist natürlich rund, blau, fünfstöckig und reichlich verziert. Auch einen überdimensionalen Zauberhut, in den man hineinklettern kann, findet man hier.
Wer müde Beine hat, zieht sich zurück in das einladende Lesezimmer. Hier gibt es alle Bücher über die Mumins und ihre Abenteuer in vielen verschiedenen Sprachen zum Selberlesen.
Die Mumin Cafés
Die ursprüngliche Idee war, einen Ort zu schaffen, der gemütlich ist, sehr kinderfreundlich und auch ein bisschen in die Welt der Mumins eintaucht. So entstanden die Mumin-Cafés. Willkommen sind hier nicht nur alle Kinder, sondern auch erwachsene Muminfans. Die Cafés sind dekoriert mit Muminbildern und Figuren. Der Kakao wird natürlich stilecht in Muminbechern serviert. Für die Kinder gibt es extra Spielecken und in einem kleinen Shop kann man auch noch das eine oder andere Mumin-Andenken erstehen. Wer ill, kann mit seinen Freunden hier auch den Kindergeburtstag feiern.
Mittlerweile gibt es bereits 5 Cafés in Helsinki, dazu eins in Oulu und ein weiteres in Rovaniemi. Auch in Stockholm hat ein Mumincafé eröffnet und für 2019 plant ein Café-Besitzer in London ebenfalls ein Café im Muminstil. Und man mag es kaum glauben: die Mumins gibt es auch in Japan! In der Hauptstadt Tokio kann man so richtig in die Welt der Mumins eintauchen. Das Café dort ist dekoriert mit allen möglichen Figuren und Bildern. Aber vor allem sind die Speisen kurios, denn sie sind Miniatur-Nachbildungen aus dem Muminleben!
Neue Zeichentrickserie geplant
Im Frühjahr 2019 soll übrigens eine Neuauflage der Mumin-Zeichentrickserie ihr Comeback im Fernsehen feiern. Dies wäre bereits die 4. Version, nach 2 japanischen und einer sehr erfolgreichen ZDF-Serie in den 90er Jahren. Für die neueste Ausgabe (Moominvalley) sollen prominente Sprecher und Sprecherinnen gewonnen worden sein. So wird Mumin von Kate Winselet (Titanic) gesprochen, ebenfalls dabei sind Warwick Davis (Harry Potter und der Stein der Weisen), Matt Berry (Moon) und Rosamund Pike (Gone Girl). Produziert wird die Serie von Oskargewinner Steve Box und John Woolley (Shaun das Schaf). Geplant sind 2 Staffeln mit je dreizehn 22-minütigen Folgen. Darauf können sich alle Muminfans freuen!
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