Anne-Mari Kivimäki Ensemble begeisterte Wiesbadener Publikum

Anne-Mari Kivimäki Ensemble
(FOTO: Inken Paletta) Das Anne-Mari Kivimäki Ensemble begeisterte mit finnisch-karelischem Folk.

Auf Einladung der DFG-Bezirksgruppe Wiesbaden und in Zusammenarbeit mit der Initiative Parkfeld war am 26. November 2024 das finnische Anne-Mari Kivimäki-Ensemble im Kettelerhaus der St. Marienkirche in Wiesbaden-Biebrich zu Gast. Dank der guten Zusammenarbeit in der Pressearbeit mit der Kulturinitiative Parkfeld war der Saal tatsächlich bis auf den letzten Platz gefüllt!

Die drei Musiker Anne-Mari Kivimäki (Gesang, Akkordeon), Silja Palomäki (Kantele, Klarinette, Gesang) und Jani Snellman (Kontrabass) nahmen das Wiesbadener Publikum mit auf eine musikalische Reise nach Finnland mit einer gelungenen Mischung aus spritzig-rhythmischem sowie archaisch-klingendem finnisch-karelischem Folk.

Vor allem Kivimäkis Akkordeonspiel hatte es in sich, denn die Finnin ist bekannt für ihren karelischen Akkordeon-Trance, den sie auf dem sowjetischen Notka-Akkordeon spielt. Seit 1997 ist sie mit ihrer Musik auf internationalen Festivals und Konzertbühnen präsent und tourt nicht nur regelmäßig durch Europa oder auch durch die USA, sondern war bis zum Ausbruch des Krieges in der Ukraine auch immer wieder auf russischen Bühnen zu  Gast.  

Anne-Mari Kivimäki Ensemble
(FOTO: Inken Paletta) Das Anne-Mari Kivimäki Ensemble zu Besuch in Wiesbaden-Biebrich (v.r.n.l.: Anne-Mari Kivimäki, Silja Palomäki und Jani Snellman.

Karelischer Folk und weitere bekannte Lieder aus Finnland

Das Repertoire von Kivimäki und ihrem Ensemble umfasste an diesem Abend neben eigenen Kompositionen für Kantele, Klarinette, Kontrabass und Akkordeon auch bekannte traditionelle Stücke wie die Finlandia, eine symphonische Dichtung des berühmten, finnischen Komponisten Jean Sibelius, die den Finnen auch als inoffizielle Hymne Finnlands bekannt ist.

Der Großteil der Lieder ist jedoch vor allem von der finnischen und hier insbesondere der karelischen Musiktradition und -geschichte inspiriert, wobei auch musikkulturelle Einflüsse aus dem heute russischen Teil Kareliens einfließen.

Denn in ihrer multimedialen Dissertation und hier im Rahmen des „Perinnelaboratorio“ (also einer musikkulturellen Forschung) beleuchtet Kivimäki anhand von Archivmaterial das Leben des finnischen Erzählers und Akkordeonspielers Ilja Kotikallio (geboren 1894 in Suistamo gestorben 1961 in Ruhankylä, Lapua, Finnland), das Leben in der Gemeinde Suistamo (heute Russisch-Karelien) sowie die Präsenz des Akkordeonspiels in dieser Region zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Anne-Mari Kivimäki Ensemble
(FOTO: Inken Paletta) Das Konzert im Kettelerhaus in Biebrich war gut besucht.

Karelische Musik und ihre Geschichte

Im Rahmen des Suistamo-Projekts nahm sie auch eine mehrteilige CD-Serie mit karelischer Musik auf, darunter das Album „Lakkautettu Kylä“ (Das verlorene Dorf) und das Album „Ilja“. Alle diese CDs sind vom Leben und den Geschichten Ilja Kotikallios und der Region Suistamo inspiriert, auf dem Album „Ilja“ ist sogar Kotikallios Stimme zu hören.

Die Lieder beleuchten neben der karelischen Musikkultur auch ein bewegendes Thema:

Finnland konnte zwar im Winter- und Fortsetzungskrieg gegen die Sowjetunion (1939-1940 und 1941-1944) ) seine Unabhängigkeit bewahren, musste aber schließlich im Friedensvertrag mit Moskau große Teile Nord- und Ostfinnlands, darunter auch große Teile des Finnisch-Kareliens, an die Sowjetunion abtreten. Vertreibungen und ethnische Säuberungen waren nach dem Zweiten Weltkrieg also nicht nur in Mittel- und Osteuropa an der Tagesordnung. Auch im hohen Norden mussten über 400.000 Finnen ihre karelische Heimat verlassen, darunter auch Ilja Kotikallio und seine Familie.

Nach ihrer Promotion widmete sich Kivimäki dann verstärkt der Musiktradition ihrer Heimatregion Häme mit dem Ziel, den reichen Volksliedschatz ihrer Heimat wiederzubeleben und für ein internationales Publikum interessant zu machen.

Zusammen mit zwei befreundeten Musikern, dem bekannten Folk-Bassisten Ville Rauhala und dem begnadeten Jouhikko-Spieler (Leierspieler) Pekko Käppi, die zusammen als Duo Pallomylly auch als eine Art Juhannuskylän Joisiorkesteri (d.h. als Mittsommer-Streichorchester) bekannt sind, nahm sie das gemeinsame Album „Hämeen Lauluja“ auf.

Anne-Mari Kivimäki Ensemble
(FOTO: Inken Paletta) Das Publikum wurde animiert mitzusingen.

Doch zurück zur Veranstaltung: Bei dem bekannten Stück „Juokse sinä humma” (1953) von Tapio Rautvaara wurde das Publikum vom Ensemble kräftig animiert, den finnischen Refrain „Hummani Hei“ mitzusingen. Zum Abschluss stimmten finnische Weihnachtlieder wie „Joulu on taas“ (Es weihnachtet) auf die Weihnachtszeit ein. Und beim Weihnachtslied „Oi kuusipuu“ (Oh Tannenbaum), das die Konzertbesucher trotz des finnischen Textes natürlich kannten, sang das gesamte Publikum den deutschen Teil mit.

Ein rundum gelungener Konzertabend, bei dem es auch finnisches Bier und allerlei finnische Leckereien wie Rentierschinken auf Roggenbrot und leckere Lachsschnittchen gab, die die fleißigen Wichtel der DFG-Bezirksgruppe Wiesbaden zubereitet hatten.

Das Konzert war der Auftakt zu einer großen DFG-Deutschlandtournee. Weitere Informationen über die Künstlerin und ihr Trio gibt es unter www.annemarikivimaki.fi und www.folkextreme.fi.

Neben ihrem Ensemble ist Anne-Mari Kivimäki auch in anderen Musikformationen aktiv, u.a. ist sie Mitglied der finnischen Folktronic-Band Suistamon Sähkö sowie Teil vom Musikensemble Puhti zusammenmit der Tänzerin Reetta-Kaisa Iles.


Impressionen vom Konzert mit dem Anne-Mari Kivimäki Ensemble in Wiesbaden-Biebrich

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